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Fit oder Fut?

Wie einige von euch bereits wissen, beginne ich ja im September ein Kolleg, genauer gesagt die Graphische in Wien.

Ermöglicht hat mir die Ausblildung das AMS, ja genau, das AMS! Somt muss ich hier jetzt auch mal eine Lanze brechen für unser liebes Arbeitsmarktservice. ;-) Im AMS gibt es für Frauen nämlich die Möglichkeit unter bestimmten Vorraussetzungen, über das Programm FIT, eine technische Ausbildung zu machen- und der Beruf Mediendesign fällt in diesen Bereich und wird somit gefördert- hurra!

Aber darum soll es in diesem Blogbeitrag gar nicht gehen. Dass ich aus verständlichen Gründen ein Fan des Programms bin, ist natürlich klar. In diesem Beitrag soll es nun aber um die Frauen gehen, die diesen Kurs besuchen und meine Erfahrungen mit ihnen. Bereits letztes Jahr hat man mich dem FIT Programm zugeteilt und ich war anfangs NICHT begeistert. Lauter Frauen die technische Berufe lernen wollten? Oh Gott.... ich erwartete einen Haufen Kampflesben ohne schulischer Bildung und hatte richtigen Bammel vor dem ersten Tag. Das nennt man dann wohl vorurteilbehaftetes Schubladendenken- ich bin davor halt auch nicht gefeit. ;-)

Doch ich wurde eines Besseren belehrt. Zwar waren meine Kolleginnen handwerklich wirklich tough und dementsprechend von der Werkstatt begeistert. (ich hatte mich davor ja gedrückt und verbrachte meine Zeit lieber im Computerrraum), dennoch war von den erwarteten Kampflesen keine Spur zu finden. Im Gegenteil: ich lernte eine wirklich nette Gruppe von Frauen kennen, die zwar tatsächlich völlig anders waren, als der Frauenschlag, mit denen ich normalerweise zu tun hatte- da ich bislang einfach keine Mädls kennengelernt hatte, die selber ihr Auto lackierten- trotzdem waren wir halt immer noch Mädchen und nach kurzer Zeit schwappten die Themen über von Lackiertechnik über Fitness bis hin zum Permanentmakeup.

Frauen in Technik bei der Exkursion zur Wurstfabrik

 

Mich hat die Zeit dort motiviert- und mir meinen Horizont erweitert. (Hier kam ich übrigens auf die Idee von Tussi Tool).So motiviert, dass ich selbst über mich und meine Zukunft anfing nachzudenken, und in der kurzen Zeit, in welcher ich dort war, tatsächlich einen neuen Lebensplan aufzustellen begann. Die tägliche Routine war anfangs zwar hart, weil ich es einfach nicht mehr gewohnt war, tat mir aber auch gut- das merkte ich rasch und ich freute mich jeden Tag auf meine netten Kolleginnen- und ich erinnerte mich auch wieder an meine frühere Arbeit, wo das genauso war, und merkte auch, dass ich so etwas tatsächlich schmerzlich vermisste. Ich war damals im Herbst im FIT Kurs und wurde nach einem Monat aus Modul 1 entlassen, da ich mich dann auf die Aufnahmeprüfung an der Graphischen konzentrieren und im nächsten Sommer wiederkommen sollte.

 

Gesagt, getan. Wider meiner Erwartungen schaffte ich die Prüfung tatsächlich und befand mich im Juli erneut im FIT Kurs, diesmal in Modul 2. Voll motiviert, erwartungsvoll gespannt auf die Frauen, die ich diesmal kennenlernen sollte, startete ich in den ersten Tag. Doch diesmal passte es nicht. Gar nicht.Die Gruppe kannte sich schon länger und obwohl ich mir Mühe gab mich zu intigrieren, gelang es mir einfach nicht. Eine Projektarbeit sollte gemacht werden. Meine Kolleginnen planten ein Modell eines Hausboots zu bauen. Ich überlegte, wie ich mich dazu einbringen könnte, denn bauen war ja nicht so meines- ich hätte alles nur gebremst und ich fand das Projekt auch prinzipiell relativ sinnlos. Ich steh halt nicht so auf 1m hohe Deko, die man nach Beendigung irgendwo hinstellt, damit sie verstaubt und ausser Diesem keinen relevanten Nutzen verfolgt. Aber gut, ich beschloß ein Video zu machen, und erklärte den Teilnehmerinnen mein Konzept. Diesmal traf zwar das Vorurteil der Kampfleseben immer noch nicht zu, aber die des mittelmäßig intellektuellen Staus schon- anders kann ich mir nicht erklären, warum ich dreimal wiederholen musste, wie mein Konzept lautete und warum es dann scheinbar immer noch nicht verstanden wurde. Denn das wurde es nicht. Ich plante ein Video über "Starke Frauen in der Lebensmitte, die es nochmal wissen wollten" - so wie ich es bei meinem ersten Kurs auch wahrgenommen hatte. Als ich ihnen aber nach der ersten Woche meinen fertiggstellten Song vorspielte, erntete ich Kritik. Es würde nicht gefallen.... es passe nicht zum Projekt....die Stimme sei grauslich....Schlagerwürden sie nicht wollen (es war 80s Synthie Pop, aber naja wurscht). Auf meine Nachfragen was sie sich denn genau vorstellen würden, bzw was ich denn ändern sollte, bekam ich allerdings keine brauchbare Antwort. Dafür hätte man vermutlich mehr Worte gebraucht, als sich in in ihrem Sprachspeicher befanden.

Von da an war auf alle Fälle der Ofen aus. Man beschwerte sich über mich und meine Vorgehensweise bei der Betreuerin (hinterrücks). Ich wurde zu einer Versammlung gerufen, welche auch keine Klärung brachte, da die Teilnehmerinnen immer noch nicht fähig war zu artikulieren was sie eigentlich störte und was sie tatsächlich hätten haben wollen. Irgendwann kristallisierte sich heraus: Sie wollten eine Power point Präsentation! Ich fand das halt ein bissl vintage, aber bitte... Also bot ich ihnen an eine Präsentation genau nach ihren Wünschen zu erstellen, was aber - abgelehnt wurde; sie würden das jetzt selbst in die Hand nehmen, aber ich habe ihnen gefälligst alle meine bisher gedrehten Videos zu schicken- na bitte doch.....gerne doch..... unkomprimiert in FullHD... achja, einige davon muss man drehen....na,viel Spaß beim runterladen und bearbeiten mit euren Pc`s....

 

Najo...mir wurde ja schon paarmal gesagt, dass ich dazu neigen würde andere Leute in meinen Blogs bloßzustellen und dass man mir deshalb besser nicht zu nahe käme... Ich glaube nicht, dass ich jemanden bloßstelle. Ich erzähle nur meine- zugegebenermaßen derzeit schon emotional gefärbte- Sicht der Dinge. Ich wurde in den letzten 2 Wochen zurück in meine Schulzeit geworfen. Zurück in eine Zeit des Mobbings, wo man mit mir nicht geredet hat, mich ignoriert und verspottet hat- damals am Gymnasium. Weil meine Eltern nicht reich waren, keine Doktoren oder Juristen, weil ich mit niemanden redete (weil ich schüchtern war, und alle dachten ich sei eingebildet), weil ich so seltsame Kleidung trug (ich kaufte die am Flohmarkt, wir hatten kein Geld) weil ich in der Schule richtig mies war und alle dachten ich sei dumm. Meine Schulzeit war damals der Horror und ich hatte sie eigentlich schon verarbeitet. Aber mit 43 Jahren wieder in eine Situation manövriert zu werden in welcher man sich wirklich vorkommt, wie eine hilflose 14 jährige, ist weder notwendig, noch schön zu erleben.

Wenigstens weiß ich aber jetzt, dass ich meine Horrorschulzeit tatsächlich verarbeitet habe, denn mich nahm das Ganze nur ein oder zwei Tage, in welchen ich mich wirklich geärgert hatte, mit. Danach kostete mich auch die Meldung: "Julia Fiedler hat dich aus der Whattsapp Gruppe entfernt" nur noch ein müdes Lächeln.

 

Natürlich hat mir diese Aktion aber mein Video ruiniert! Ich durfdte nicht mal das gebaute Endmodell mehr fotografieren! Und alle Gruppenaufnahmen wurden mir verweigert! Ich konnte keine Gemeinschaft filmen, weil keine bestand. Was bestand, war eine Gruppe älterer, verzweifelter Frauen, die ihr Leben nicht in den Griff bekommen, wo nix weitergeht und die sich deshalb fest an eine AMS Projektarbeit klammerten und diese zu ihren Lebensmittelpunkt machten. Kein Wunder, dass wir nichts gemeinsam hatten. Ich wollte gerne starke Frauen filmen. Aber auch ich kann nur filmen was da ist. Und wo keine starken Frauen sind, kann ich auch keine filmen. Deshalb ist das Video nicht so, wie ich es haben wollte. Ich musste schlußendlich mit dem Material auskommen, was ich hatte. Aber auch das war eine Erfahrung, die ich machen musste. Man kann nicht sagen, dass ich diesmal nichts gelernt hätte. Ich habe gelernt, wie ich nie werden möchte.

In diesem Sinne! ;-)

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